Les Fleurs Du Mal
In der Vormoderne wurden Drogenkonsum und Sucht als Teil von kulturellen oder religiösen Praktiken angesehen, nicht als Krankheit. Mit der Aufklärung und Industrialisierung veränderten sich die Normen, und Drogenkonsum wurde als Zeichen von Schwäche angesehen. Charles Baudelaires "Fleurs du Mal" von 1857 bezieht sich nicht direkt auf Sucht, aber einige Gedichte können interpretiert werden. "Les Paradis Artificiels" analysiert die psychologischen und physischen Effekte von Drogen wie Opium und Haschisch auf den Menschen. Es zeigt die Verbindung zwischen künstlicher Ekstase und menschlicher Sehnsucht, aber auch die Gefahr von Abhängigkeit und Selbstzerstörung. Baudelaires Werk kann als Metapher für die Erfahrungen von Sucht und Verlangen angesehen werden, das Streben nach Vergnügen oft mit Schmerz und Zerstörung einhergeht.
2019

Dov’è – Non c’è
Gianluca Trifilo konfrontiert uns in seinem Kunstprojekt "Dov'è – Non c'è" mit einer Drogengeschichte, die aus den Aufzeichnungen eines behandelnden Arztes, seiner Assistentin und dem Protokoll des Klienten im Entzug besteht. Im Raum steht man vor einer Wand mit Strichlisten und protokollartigen Aufzeichnungen, die von weissen Lichtblendern, phantasievollen Zeichnungen und einer weiblichen Stimme durchzogen werden. Diese künstlerische Darstellung befasst sich mit dem schwierigen Thema Abhängigkeit und den Zwischenräumen von Anwesenheit und Abwesenheit. Es geht um den Konflikt zwischen Träumen und Kontrolle, zwischen Verantwortung und Verlassen der Kontrolle. Der Protagonist ist ein Grenzgänger zwischen verschiedenen Welten und kann schlussendlich seiner Sucht nicht widerstehen Diese Geschichte kann als Metapher für die Anforderungen unserer Gesellschaft an den Einzelnen verstanden werden und zeigt, dass es eine Kunst ist, ganz bei sich zu sein und es zu erlauben, abhanden zu kommen, ohne Opfer zu werden.
2019


Blind Spots
Die Arbeit von Gianluca Trifilò zeigt die Auswirkungen von Jugendkrawallen und Drogenszenen auf Zürich in den 1970er und 1990er Jahren. Sie thematisiert die Verstädterung und deren Auswirkungen auf gesellschaftliche Normen und das Individuum. Mit digitaler 3D-Technologie schafft Trifilò eine Balance zwischen Präsenz und Abwesenheit von Orten, die für ihn von Bedeutung sind. Die Projektionen erlauben es dem Betrachter, die Bilder zu manipulieren und in sie einzutauchen. Trifilò legt Wert auf die Verbindung von körperlicher und virtueller Erfahrung, um einen Bildraum zwischen Instabilität und Vorstellung zu schaffen.
2018


Platzspitz - Needle Park
Diese künstlerische Installation thematisiert den Umgang mit Schmerz in der Gesellschaft. Sie zeigt, wie Schmerz oft verdrängt und medikamentös behandelt wird, anstatt empathisch angenommen zu werden. Die Arbeit bezieht sich auf die Heroinszene in Zürich in den 1990er Jahren, die zu Todesfällen und einer gesellschaftlichen Verdrängung des Themas geführt hat. Mit einer partizipativen Installation, bei der das Publikum die Projektionen auf einem Ballon regulieren kann, soll die Empathie gegenüber Drogenabhängigen gestärkt und Fragen zum Umgang mit Schmerz aufgeworfen werden. Die Installation dient auch als Forschungsgrundlage, um Überlieferungen und Folgen von Zeitzeugen zu sammeln.
2016
Heroins Zeugen
In den neunziger Jahren war die Drogenszene in Zürichs grauen Gassen hart und desolate Zustände herrschten. Ich war als Kind oft auf der Suche nach meinen Brüdern, die Teil dieser Szene waren. Marco und Santo kämpften ständig gegen ihre Sucht und gegen den zwanghaften Drang nach Erlösung. Marco verlor schliesslich seinen Kampf, während Santo nach Sizilien verbannt wurde. Als junger Erwachsener fühlte ich mich hilflos und ohne Halt. Um mich mit meiner Vergangenheit auseinandersetzen zu können, erschaffe ich jetzt eine Rauminstallation, die meinen eigenen Pilgerweg durch diese Orte darstellt. Mit einer beschichteten Glasplatte, die ich mit schwarzen Pigmenten aus verkohlten Tierknochen bedecke, hoffe ich auf eine Transformation. Während ich diese Orte besuche und die Platte trage, werde ich mein dunkles Ebenbild im Glas erkennen und mich selbst reflektieren. Die Installation wird von Fotografien und einer biografischen Schilderung begleitet.