Gianluca Trifilò



Blind Spots

︎


2018


Die virtuelle Drei-Kanal-Projektion präsentiert sieben Räume, die von einem Pissoir bis zu einer Notschlafstelle reichen und in der Geschichte des Zürcher Drogenmilieus eine Rolle spielen. Diese Räume wurden mit einem iPhone aufgenommen und mittels Photogrammetrie gerendert. Die Ausstellung ermöglicht es dem Publikum, diese Orte spielerisch zu erkunden und in die Geschichte und die damit verbundenen Emotionen einzutauchen.





Die Arbeit behandelt soziale Brennpunkte, Jugendkrawalle Ende der 1970er Jahre, die Schließung des Platzspitzes in den 1990er Jahren, Randgesellschaften und Urbanität. Sie thematisiert die Unübersichtlichkeit der Verstädterung, gesellschaftliche Normen eines adäquaten Stadtbildes und die Auswirkungen auf das eigene Leben. Dabei werden Räume und Überreste dieser scheinbar katastrophalen (urbanen) Abwärtsspirale präsentiert, die als Reflex der Abwehr entstanden.

In dieser Arbeit zeigt der Künstler bruchstückhafte Erinnerungen und Sinnbilder seiner Suche, die eine Sammlung narrativer Sphären bilden. Sie treten nach und nach in Erscheinung und können betreten werden. Die gezeigten Orte sind Orte, an denen das junge Zürich sich kulturell festigte, aber auch eine Drogenszene aufkommen ließ, die sich als Akt der Rebellion gegen das kapitalistische Zürich und die geltenden gesellschaftlichen Normen widersetzte.

Die Verwendung von digitaler 3D-Technologie erlaubt es, eine Balance zwischen Präsenz und Abwesenheit des Gesehenen zu schaffen. Die Unvollkommenheit der 3D-Scans lassen Lücken entstehen, die Räume erscheinen fragmentiert und im Entstehen oder Auflösen begriffen. Erinnerung, Vergessen und Rekonstruktion stehen gleichwertig nebeneinander.

Die räumlichen Projektionen ermöglichen es den Betrachter*innen, die Bilder zu manipulieren und in sie einzutauchen. Größenverhältnisse und Entfernungen verlieren ihre Konstanten und lassen den Betrachter taumeln. Dabei kann man sich der Instabilität aussetzen oder Stabilität neu herstellen und sich so an der Grenze der eigenen Selbstgewissheit erfahren. Der Künstler legt Wert darauf, dass körperliche und virtuelle Erfahrungen sich nicht gegenseitig ausschließen. Der Bildraum entsteht zwischen Instabilität und Vorstellung, wobei diese Bilder für den Künstler Objekte der Erfahrung darstellen.
Die Photogrammetrie-Technik erlaubt es, aus den aufgenommenen Bildern dreidimensionale Modelle der Räume zu erstellen, die dann in einer Projektion präsentiert werden. Dadurch entsteht eine immersive Erfahrung, bei der die Betrachter*innen in die Atmosphäre dieser Orte eintauchen und ein besseres Verständnis für die Situationen und Lebensumstände der Menschen in der Zürcher Drogenszene gewinnen können.